Das perfekte Kleidungsstück ist nicht nur schön, fühlt sich gut an und sitzt perfekt, sondern wurde auch fair und nachhaltig produziert. Das heisst zur Herstellung wurden keine giftigen Chemikalien verwendet, nicht Unmengen an Wasser verbraucht und verschmutzt, alle Beteiligten wurden für geregelte Arbeitszeiten unter guten Bedingungen fair bezahlt. Aber wie erkennt man das beim Kleiderkauf?
Erste Hinweise liefert die Etikette am Kleidungsstück. Neben Material, Pflegehinweise und Herstellungsland sind da, wenn vorhanden, auch Gütesiegel oder Zertifikate aufgeführt. Als Entscheidungshilfe für deinen nächsten Einkauf haben wir die wichtigsten Labels, die für eine nachhaltige Produktion stehen, zusammengestellt:
Global Organic Textile Standard - GOTS
NATURTEXTIL IVN zertifiziert BEST
Das IVN BEST-Siegel ist vor allem im europäischen Raum bekannt und spiegelt die vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft e. V. (IVN) entworfenen Richtlinien für Naturtextilien wider. Sie bildet, wie bei GOTS, die gesamte textile Produktionskette ab, in ökologischer und sozialverantwortlicher Hinsicht. Die Kleidung, die mit diesem Siegel zertifiziert ist, ist ausserdem zu keiner Zeit – vom Anbau der Faser bis zur Fertigstellung – mit Chemikalien in Berührung gekommen.
Anders als beim GOTS-Standard, schliesst IVN BEST Synthetikfasern konsequent aus und verhindert damit Mischfaserkleidung. Das Siegel gilt also nur für Produkte, deren Textil zu 100% aus kontrolliert biologisch angebauten Naturfasern besteht oder zu 100% aus kontrolliert biologischer Tierhaltung stammt. Weitere Informationen gibt es auf der Seite des internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft (IVN).Kontrolliert biologischer Anbau (kbA) und Tierhaltung (kbT)
Immer wieder findet sich auf den Etiketten auch der Vermerk kbA oder kbT. Diese Kürzel geben ebenfalls wichtige Hinweise zur Produktion des Rohstoffes in deinem Kleidungsstück. Die Bezeichnung kbA steht für einen kontrolliert biologischen Anbau. Der Bio-Baumwollanbau erfolgt ohne chemisch-synthetische Düngemittel, Pestizide sind nicht erlaubt und gentechnisch verändertes Saatgut ist tabu. Ein kbA-Siegel kann nur erhalten, wer den Boden für mindestens drei Jahre chemiefrei bewirtschaftet.
kbT steht für kontrolliert biologische Tierhaltung. Dabei geht es primär nicht um die Weiden, sondern um die Behandlung der Tiere selbst. Pestizide werden bei konventioneller Tierhaltung gegen Parasiten eingesetzt und sind bei der kontrolliert biologischen Tierhaltung verboten. KbT schreibt ausserdem ausreichend Auslauf und Zugang zu Weideflächen vor, definiert, wie Ställe tierschutzgerecht aussehen müssen und legt die artgerechte Fütterung mit biologisch angebautem Futter fest.
kbA und kbT sind gesetzlich geschützte Begriffe. In der Europäischen Union (EU) müssen Produzenten die strengen EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau einhalten. Sie setzten einen europaweit geltenden Standard für Bio-Produkte. Für die Umsetzung der Richtlinie ist in Deutschland das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zuständig. Es benennt staatlich zugelassene Prüfstellen, die dann regelmässige Kontrollen durchführen. Für das Bio-Label ist eine lückenlose Dokumentation notwendig: Beim kbT, zum Beispiel, beginnt das bei den Futtermitteln und reicht bis zum Rohstoff, der Wolle. In die EU eingeführte Wolle kann durchaus die Kennzeichnung kbT tragen, vorausgesetzt, dass auch im Herkunftsland die Haltungsform der Tiere nachweislich dem EU-Standard entspricht.
In der Schweiz wird jeder Betrieb, der biologische Erzeugnisse herstellt, aufbereitet, handelt oder importiert, mindestens einmal pro Jahr von einer von vier in der Schweiz akkreditierten und zugelassenen Zertifizierungsstellen kontrolliert und zertifiziert. Bio-Produkte, die durch EU-anerkannte Drittland-Kontrollstellen zertifiziert werden, dürfen auch in die Schweiz eingeführt werden und dürfen das Bio-Siegel tragen.FAIRTRADE Cotton und Textiles
Ein Produkt mit dem FAIRTRADE-Zeichen bedeutet, dass die Produzenten und Unternehmen international vereinbarte soziale, ökologische und ökonomische Standards erfüllen, die von unabhängiger Seite zertifiziert wurden.
Für die Bekleidungsindustrie wichtig sind zwei FAIRTRADE-Labels: das FAIRTRADE-Produkt-Siegel für Baumwolle (FAIRTRADE Cotton) und das FAIRTRADE-Produkt-Siegel für die Textilproduktion (FAIRTRADE Textiles). FAIRTRADE Cotton deckt die erste Stufe der Textilproduktion ab und steht für umweltschonende, fair angebaute und gehandelte Rohbaumwolle. Wichtig zu wissen: Es handelt sich nicht automatisch um Bio-Baumwolle. Der Einsatz von Chemikalien wird streng kontrolliert und die Umstellung auf Bio-Anbau wird gefördert.
OEKO-TEX STANDARD 100, MADE IN GREEN und STeP
Das Label OEKO-TEX besteht aus unabhängigen Textil- und Lederprüfinstituten in Europa und Japan mit Niederlassungen in mehr als 70 Ländern, die gemeinsam an der Entwicklung von Testmethoden arbeiten und Grenzwerte festlegen. Insgesamt gibt es sechs OEKO-TEX Standards nach denen Produkte oder Betriebe bewertet werden. Unabhängige Institute führen sowohl Labortests als auch Unternehmensaudits dafür durch. Wir beschränken uns hier auf die Labels OEKO-TEX® STANDARD 100, OEKO-TEX® MADE IN GREEN und OEKO‑TEX® STeP.
Der STANDARD 100 ist eines der am weitesten verbreiteten Standards und dient in erster Linie dem Verbraucherschutz. Es prüft Textilien danach, ob sie Schadstoffrückstände aufweisen. Ist ein textiler Artikel mit dem STANDARD 100-Label ausgezeichnet, wurden alle Bestandteile des Artikels, d.h. auch alle Fäden, Knöpfe und sonstige Accessoires des fertigen Produkts, auf Schadstoffe geprüft und der Artikel ist als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. Am OEKO-TEX STANDARD 100-Zertifikat gibt es jedoch auch Kritik: Greenpeace zum Beispiel bemängelt, dass lediglich die Schadstoffrückstände am fertigen Produkt geprüft werden, nicht jedoch die Herstellungsbedingungen.
Das MADE IN GREEN-Textilsiegel geht da einen Schritt weiter: Endprodukte müssen sowohl nach dem OEKO-TEX STANDARD 100 allesamt schadstoffgeprüft sein. Zusätzlich unterliegen Produktionsbetriebe aller Verarbeitungsstufen in der Textil- und Lederindustrie dem Nachhaltigkeitsprogramm STeP. Sie werden auf mögliche Chemikalien, Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit sowie ihre soziale Verantwortung, ihr Chemikalien-, Umwelt- und Qualitätsmanagement geprüft. Das Besondere am MADE IN GREEN-Label ist, dass es die Produktionskette transparent macht. Mithilfe einer Produkt-ID oder eines QR-Codes wird die gesamte Lieferkette sowie die Produktionsstätte transparent dargestellt und bewertet.
Grüner Knopf
Responsible Wool Standard (RWS)
Global Recycled Standard – GRS
spiel gut-Siegel
Fazit
Aber auch Kleider-Labels ohne Zertifikat oder Güte-Siegel können natürlich ökologisch und sozialverantwortlich produzieren. Zertifizierungen sind auch eine Kostenfrage: Für das GOTS-Siegel zum Beispiel müssen Unternehmen grob geschätzt mit jährlichen Zertifizierungskosten zwischen 1.200 und 3.000 Schweizer Franken rechnen. Und alle Verarbeitungs- und Herstellungsbetriebe entlang der Textilproduktion müssen eine GOTS-Zertifizierung haben, damit das Siegel ein Kleidungsstück zieren darf.